Die Filmindustrie sucht Fachkräfte. Warum nur?

23/10/2021

Der Fachkräftemangel in der Filmindustrie hat sich seit 2017 nicht verändert, was der Branche zu schaffen macht. Dieser zieht sich durch alle Gewerke beim Film. Der Nachwuchs fehlt. Ausbildungsmöglichkeiten sind derzeit für Produktionsfirmen nur schwer finanzierbar. Eine Ausbildungsinitiative soll 2022 starten. Bei Constantin Film wird ein duales Studium sowie ein Nachwuchsförderungsprogramm ins Leben gerufen. Gesucht werden vor allem Menschen in der Produktions-, der Aufnahmeleitung, im Bereich der Filmgeschäftsführung und im Regiebereich.

Was ist geschehen?

Das Problem Fachkräftemangel hat, laut des Rechtsanwalts und Agenten für Filmkünstler* Stefan Schmidt-Hug, vor allem zwei Ursachen: Einerseits fehle der Nachwuchs, anderseits verließen zahlreiche hochqualifizierte und erfahrene Filmschaffende die Branche. Beide Probleme seien hausgemacht, weil die Filmbranche es seit der faktischen Abschaffung der fiktionalen Eigenproduktion bei den meisten Sendern bis heute versäumt habe, verbindliche Strukturen aufzubauen – weder in der Aus- und Weiterbildung, noch im Arbeitsalltag. Grund hierfür ist das sich etablierte Praktikantensystem als Ausbildungsmodell, das bis heute weit billiger ist als ein staatlich dual finanzierter Ausbildungsweg.

Auszug Stefan Schmidt-Hug

Das Arbeitsrecht und der Fachkräftemangel

Das Arbeitsrecht im Bereich Kultur und Medien ist von so vielen Besonderheiten geprägt, dass bisweilen auch von “Medienarbeitsrecht” als eigenem Rechtsgebiet gesprochen wird. Gerade in der Film- und Fernsehbranche existierenden zahlreiche Eigenheiten. Alleine der Umstand, dass die sehr kurzen Arbeitsverhältnisse noch nicht einmal zeitlich befristet sind, sondern lediglich bis zur Erreichung des Zwecks, macht die Sache schwierig. Film- und Fernsehschaffende sind zumeist nur auf Produktionsdauer beschäftigt. Daher sind bei der Ausgestaltung von Arbeitsverträgen die verschiedenen Auswirkungen z.B. im Sozialrecht zu beachten. Dies gilt umso mehr bei den sogenannten “unständig Beschäftigten”, unter die insbesondere die Schauspieler fallen.

Alleine die gesetzlichen, tarifrechtlichen und vertraglichen Arbeitszeitregeln sorgen für ein kaum durchschaubares Regelwirrwarr. Auch aus diesem Grund sind (nur bedingt zulässige) Pauschalvergütungen die Folge.

Neben Befristungen und dem Tendenzschutz sind in der Medienbranche insbesondere Statusfragen (Stichwort: “Feste / Freie”) – auch im Hinblick auf sozialversicherungsrechtliche Folgen – von großer Bedeutung.

Unser Fazit

Grundlage für Gesundheit und Wachstum sind immer auch Strukturfragen. Strukturen werden von Menschen, Organisationen und der Politik geschaffen und geprägt.  Wir gingen der Frage: „Fachkräftemangel, warum nur?“ weiter auf den Grund, und wir erinnern in diesem Zusammenhang an die vielen, seit Jahren geführten Debatten und Aufschreie, in der Pflege. Auch hier konnte man die Notlage von Pflegekräften und den Fachkräftemangel schon viele Jahre vorher ausmachen. Die Politik hat ihn ausgesessen oder aber zu wenig systemisch gedacht?

Pflegekräfte fallen nicht vom Himmel. Auch wenn mancher glaubt, der Himmel sei Osteuropa.

Auch professionelle Filmschaffende fallen nicht vom Himmel – ein Interview

Wir haben zahlreiche Gespräche mit Produktionsfirmen und Akteuren aus der Filmindustrie geführt. Besonderer Dank gilt unserem Dialogpartner Unifiedfilmmakers in Vertretung durch Florian Deyle, Produzent. www.unifiedfilmakers.de

Unsere Fragen:

  • Was ist für Sie die Ursache für den Fachkräftemangel?
  • In welchen Bereichen ist der Fachkräftemangel für Produktionsfirmen besonders spürbar?
  • Hätten Sie Ideen, wie man das Problem perspektivisch lösen könnte?
  • Was glauben Sie, sollte der Nachwuchs mitbringen?
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